Freitag, 30. September 2011

Via Claudia Augusta, 17.09.2011 - 28.09.2011 - Part II

Sechster Tag: Mals - Vilpian, 94,55 km

Der Tag beginnt wie immer auf dem Campingplatz mit einem Problem: Wo bekomme ich heißes Wasser für einen Kaffee her? Immerhin bin ich schlauer als letztes Jahr und habe zumindest eine Tasse mit, aber für einen Reisewasserkocher reicht die Kapazität meiner Taschen dann doch nicht. Das Wasser aus dem Hahn wirkt recht heiß und somit mache ich mir damit einen Kaffee. Das Ergebnis ist erbärmlich, aber ohne Koffein geht nun mal nichts.

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Nachdem ich mir noch die für Südtirol typischen Vinschgauer zu essen gekauft habe, treffe ich mich mit den anderen an deren Hotel. Nach den Strapazen des Vortags lassen wir es nun locker angehen und genießen die Flora und Fauna.

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Auch ich kann der knackigen Versuchung nicht widerstehen und klaue mir Äpfel (immerhin aber die, die ohnehin schon auf dem Boden lagen und sicher keiner EU-Richtlinie mehr entsprachen)

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Die Landschaft ist weiterhin von den Bergen geprägt, was den Vorteil hat, dass es immer scheinbar irgendwie bergab geht.

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Erster Blick auf Meran (und mich):

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Bald erreichen wir die Stadt, wo wir uns leider von Sabine und Doris verabschieden müssen. Wir können die beiden nicht überzeugen, uns zumindest noch bis Bozen zu begleiten.
Wir bummeln ein wenig durch die Innenstadt von Meran; mit unseren schwer beladenen Fahrrädern ecken wir aber dauernd bei irgendwelchen Touristen an, so dass wir bald keine Lust mehr haben und beschließen, lieber das gute Wetter zu genießen und weiter zu fahren.
Für ein Foto reicht es aber noch.

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Um nicht in einer teuren, größeren Stadt übernachten zu müssen, fahren wir noch ein Stück Richtung Bozen und beschließen dann, in einem kleinen Ort namens Vilpian zu übernachten. Hier gibt es sowohl Pensionen als auch einen hübschen Campingplatz. Als ich dort nach einem Platz für mein Zelt frage, sagt man mir, dass der Platz eigentlich voll sei, dass ich aber gerne neben dem Teich mein Zelt aufschlagen darf. Ein idyllisches Fleckchen! Nachts höre ich Frösche quaken und am nächsten Morgen entdecke ich sogar eine Schildkröte in dem Teich.

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Sogar einen kleinen Irrgarten gibt es auf dem Platz. Angeblich auch einen Pool, aber ich bin nicht dazu gekommen, ihn zu besichtigen oder zu benutzen.

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Wahrend ich ein kleines Picknick mache, gehen Hans und Georg essen. Ich stoße später dazu und trinke meinen ersten Aperol Spritz und bin begeistert. Wie immer klingt der Abend mit Gesprächen über das Erlebte aus.

Siebter Tag: Vilpian - Mattarello, 92 km

Heute habe ich Glück: Im zum Campingplatz gehörenden Restaurant bekomme ich wirklich heißes Wasser für einen Kaffee. Der Tag ist gerettet!
Beim Bezahlen bekomme ich eine Ahnung davon, warum die italienische Wirtschaft am Boden ist. Beim Einchecken wurde mir gesagt, dass die Übernachtung 15 Euro für eine Person mit Zelt kostet. Nun - ohne Quittung geht das ganze auch für 10 Euro....
Wie immer geht es um 9 Uhr los. Nach den Erfahrungen in Meran beschließen wir, auch Bozen eher zu meiden und nur kurz zu streifen. Durch eine kleine Unstimmigkeit zwischen Karte und GPS verfahren wir uns, was aber niemandem etwas ausmacht, da wir durch einen abenteuerlichen kleinen Tunnel fahren und auch mal wieder eine kleine Steigung erleben. Und wie heißt es doch so schön: Umwege erhöhen die Ortskenntnis (und die km-Zahl)

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Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die Gegend ist ein Traum!

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Der Radweg führt immer an der Etsch entlang und ist perfekt ausgebaut. Es fühlt sich fast an wie Autobahnfahren. Allerdings schlackert immer wieder mein Hinterreifen. Ich schiebe es zunächst auf das viel zu voll gepackte Rad, aber dann bemerkt Hans, dass ich verdächtig wenig Luft im Reifen habe. Wir pumpen erst mal nach, aber nach kurzer Zeit ist der Reifen wieder recht platt. Wir kommen dahinter, dass das Ventil defekt ist und tauschen es aus. Trotzdem verliere ich immer wieder Luft - es hilft nichts: Der Schlauch muss überprüft werden. Was für ein Glück, dass ich Profis dabei habe! Innerhalb von 20 Minuten ist nicht nur der Schlauch ausgetauscht, sondern auch noch der tatsächlich defekte alte Schlauch wieder geflickt, so dass ich weiterhin für eine neue Panne ausgerüstet bin. Vielen Dank an dieser Stelle noch mal!!!
Um wieder nicht in einer größeren Stadt übernachten zu müssen, passieren wir noch Trento und versuchen, in Mattarello eine Unterkunft zu finden. Die Touristeninformation hat tatsächlich zwar täglich geöffnet, dafür aber immer nur von 9 bis 11 Uhr. Wer benötigt dann eine Touristeninformation? Eine freundliche Dame, die zwar weder Deutsch noch Englisch spricht, will uns zu einer Herberge führen, diese ist aber entweder schon voll oder geschlossen - so genau verstehen wir es nicht. Es gibt noch ein richtiges Hotel am Ort, das wir dann aufsuchen. Das Einzelzimmer kostet ein Vermögen, aber da das Hotel auf einem Berg mit 20%iger Steigung liegt, den ich mich gerade hinaufgequält hatte, gebe ich mich geschlagen. Auch zum Essen verlassen wir das Hotel nicht mehr, sondern bleiben im Hotelrestaurant und bei einem wunderbaren Blick über Matarello freuen wir uns auf den Gardasee, den wir am nächsten Tag erreichen wollen.

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Achter Tag: Mattarello - Malcesine, 61,61 km

Zugegebenermaßen ist es im Hotel sehr angenehm - ich schlafe hervorragend und es ist auch irgendwie schön, ein Frühstück serviert zu bekommen. Das Zelt konnte ich über Nacht ausbreiten, so dass ich es komplett trocken wieder verpacken kann.
Bis Rovereto fahren wir noch die Via Claudia Augusta entlang, dann biegen wir quasi rechts ab und fahren gen Gardasee. Einen kleinen Pass gibt es noch zu bezwingen - glücklicherweise, denn wir sind nicht mehr so richtig ausgelastet.

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Die Abfahrt ist dann wieder traumhaft und nach einigen Serpentinen liegt er dann vor uns: Der Gardasee!

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Und dann muss ich natürlich auch IN den See:

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Blick von Riva auf den Gardasee:

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Den Plan, in Riva ein Schiff nach Malcesine zu nehmen, um die Uferstraße zu meiden, verwerfen wir. Das Wetter und die Radellust sind einfach zu gut/groß, um sich auf ein Schiff zu setzen. Letztendlich ist die Straße auch nicht so schlimm wie erwartet, die Autofahrer verhalten sich doch recht zivil. Unterwegs haben wir noch mal Gelegenheit zu fotografieren.

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Die aktuelle Ortlieb-Kollektion ;-)

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Entspannt erreichen wir Malcesine. Die Zimmersuche für Hans und Georg erweist sich erst als etwas schwierig, aber letztendlich finden wir ein tolles Hotel für sie. Unterwegs habe ich auch schon genügend Campingplätze gesichtet, von denen ich einen ansteuere. Auch hier wieder der Niedergang der italienischen Wirtschaft...
Typ an der Rezeption: "eine Übernachtung mit Zelt kostet 20 Euro pro Nacht"
Ich: "Okay"
Er: "Ist viel Geld, oder?"
Ich: "Joah..."
Er: "Sagen wir 10 Euro - ohne Zettel"

Mir soll es recht sein. Wieder bekomme ich einen idyllischen Platz, dieses Mal unter einem Olivenbaum.

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Zwar sehr straßennah, dafür gibt es aber auch einen direkten Zugang zum See. Diesen nutze ich dann auch für ein kleines Bad. Ich bin begeistert, wie klar das Wasser ist.
Später treffe ich wieder Georg und Hans und verabrede mich mit ihnen zu einem Picknick am See:

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Gemeinsam genießen wir den Sonnenuntergang und überlegen, wie wir den Ruhetag nutzen können.

Neunter Tag: Malcesine, Ruhetag, 26,67 km, Höchstgeschwindigkeit 54,3 km/h

Am Morgen erfahre ich, wann die Glascontainer nebenan geleert werden. Um exakt 5:22 Uhr werde ich durch extremes Geschepper geweckt. Glücklicherweise schlafe ich noch mal ein. Heißes Wasser erschnorre ich bei einem Mainzer Ehepaar mit Wohnwagen. Die Dame fragt mich, welches Wasser ich nehmen will, sie würden immer nur gekauftes Wasser aus Kanistern trinken. Da fällt mir auf, dass ich auch in Italien immer nur Leitungswasser getrunken habe. Entweder ist mein Magen sehr robust oder das Wasser doch nicht so schlecht wie sein Ruf.
An der Touristeninformation treffe ich Georg, der eine schöne Panoramastraße in Malcesine gefunden hat. Es geht recht steil bergauf, aber dafür werden wir auch mit einem herrlichen Blick über das Städtchen belohnt. Leider ist es etwas diesig.

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Bei der Abfahrt bin ich endlich mal etwas mutiger, lasse mich rollen und erreiche die Spitzengeschwindigkeit von 54,3 km/h. Leider ist die Panoramastraße viel zu schnell beendet, so dass wir überlegen, was wir mit dem Resttag noch anfangen. Da Georg noch nie mit einer Gondel gefahren ist, fahren wir auf den Monte Baldo hinauf.

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Auch hier ist es leider etwas diesig, aber wir sind trotzdem von der Aussicht begeistert:

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Fasziniert beobachten wir den Start der Paraglider und Georg bekommt Ideen für ein neues Hobby

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Wir spazieren noch etwas herum und fahren dann ins Tal zurück und treffen dort Hans, der einen ruhigen Tag in Malcesine verbracht hat. Auf der Sonnenterrasse genieße ich einen Cappucchino.

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Heute gehe ich auch wieder mit essen und wir sitzen etwas abseits vom Touristenrummel in einem kleinen Restaurant mit Blick auf den See. Wir können es noch gar nicht fassen, dass wir am nächsten Tag unser Ziel erreichen sollen.

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Zehnter Tag: Malcesine - Verona, 73,44 km

Der Tag beginnt wieder sonnig und heißes Wasser gibt es wieder gegenüber beim Mainzer Ehepaar. Nach ein paar Einkäufen geht es los. Wir fahren wie auf Schienen, alles geht wie von selbst. Viel zu früh erreichen wir schon das Ende des Sees, obwohl wir uns unterwegs viel Zeit lassen.

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Das letzte Stück bis Verona führt uns an einer nicht sehr schönen Straße entlang, aber es dauert nicht mehr lang und wir sind am Ziel!!!!

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Der von mir angedachte Campingplatz entpuppt sich als idyllische Ansammlung einiger Caravane. Man sollte man an die Bikeline-Redaktion schreiben, dass es sich hier nicht um einen Campingplatz handelt.

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Glücklicherweise gibt es noch einen richtigen Campingplatz in Verona - und was für einen! Zwar liegt er hoch über der Stadt auf einem steilen Berg, aber dafür darf ich unter Weinreben mein Zelt aufschlagen

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Blick aus meinem "Schlafzimmerfenster"

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Gemeinschaftsflächen des Campingplatzes - romantisch!

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Leider mögen auch die Mosquitos dieses liebliche Fleckchen und während ich mein Zelt aufbaue, kassiere ich schon ca. 40 Stiche.
All' das kann aber unsere Freude nicht trüben und gemeinsam genießen wir noch einen schönen Tag in Verona.

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Fazit: 713,89 km traumhafte Radeltour!
Danke an Hans & Georg, meine beiden Gentlemen!

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